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Fehlerfreundlichkeit - auch mit sich selbst

Gastbeitrag von Barbara Stromberg: Die Mail an den falschen Empfänger, der vergessene Termin, das Missverständnis im Job, der Schreibfehler im wichtigen Brief – Anlässe für Rückschläge gibt es so einige. Bleibt die Frage, ob man sich darüber dauerhaft ärgert oder nicht. Wie wäre es, wenn man Fehler, Schusseligkeiten und Schnitzer nicht als Versagen, sondern als Chance nutzen könnte?

Das geht. Mit einer ganz einfachen Methode, die jeden Rückschlag in etwas verwandelt, um daraus zu lernen, besser zu werden oder ihn abzustreifen wie einen zu kleinen Schuh.

Im Unternehmensumfeld ist häufig die Rede davon, dass ein bessere Fehlerkultur gebraucht wird. Das ist auch richtig, aber sie hat keine Chance, wenn nicht jeder einzelne für sich daran feilt, mit den eigenen Fehlern verträglicher umzugehen.

Die schlauen Kalendersprüche aus der Kategorie „Aus Fehlern lernt man“ kennt jeder und wendet sie auch gerne bei anderen an. Wenn es aber um die eigenen Unzulänglichkeiten geht, stecken wir oft in der Zwangsjacke unserer Verhaltensweisen. Das dumpfe Bauchgefühl, wenn irgendetwas schiefgelaufen ist, das Grübeln und die inneren Dialoge – wie bekommt man das weg?

Mensch, ärgerst du dich?

"Erfahrung macht den Meister, Fehler machen die Erfahrung."

Nur, wer nicht arbeitet, macht keine Fehler – und doch werden Fehler oft betrachtet wie ein Fettfleck auf der Seidenbluse.

Wie wäre es, wenn wir diesen Fettfleck nicht persönlich nehmen, sondern daraus lernen?

Drei Möglichkeiten haben wir beim Fettfleck.

  1. Beim nächsten Hähnchenschenkel passen wir besser auf, damit kein Fett auf die Bluse spritzt.
  2. Die teure Bluse wird besser geschützt bei Essen, vielleicht durch eine Serviette.
  3. Wir essen nächstes Mal etwas anderes und meiden künftig die Kombination Seidenbluse-Hähnchenschenkel.

Was überhaupt nicht hilft: Sich Vorwürfe machen. Passiert ist passiert. Und verschwinden wird der Fettfleck-Fehler davon auch nicht. Das Kreisen um die eigenen Imperfektion hat weit reichende Folgen: Es fließt in unser Tun ein und provoziert weitere Fehler. Die perfekte Selbst-Sabotage.

Man darf nicht alles glauben, was man denkt

Schluss damit! Wisch bei nächster Gelegenheit mal alle bisherigen Gedanken beiseite und hangeln dich an den nachstehenden Schritten entlang.

Die Frage nach der Schuld spielt keine Rolle, sie ist nur hinderlich bei der Suche nach Lösungen. Versuche es zum Start mit einem kurzen Selbstgespräch: „Ok. Ich habe hier gerade etwas verbockt. Willkommen, du unangenehmes Bauchgefühl. Dich kenne ich ja schon. Setz‘ Dich mal auf die Ersatzbank, denn mit Dir im Nacken komme ich der Lösung nicht näher.“

Immunität gegen das Scheitern

Die Methode, um die es heute geht, stammt aus dem „Life Design“, einem Teilbereich des Design Thinking, mit dem man sein Leben agil plant und gestaltet.

Das Ziel der Methode: Immunität gegen das Scheitern. Und zwar nicht, weil du damit weniger oft scheiterst, sondern weil die Übung hilft, immun zu werden gegen die meisten der negativen Gefühle, die mit dem Scheitern verbunden sind. „Fail fast“ – „Scheitere früh“ und lerne daraus ist ein Grundsatz des Design Thinkings und eines der wichtigsten Prinzipien in meinen Workshops.

So funktioniert die Übung

Wichtig ist die Erkenntnis: Scheitern ist kein End-Ergebnis, sondern ein Zwischenschritt. Scheitern macht gescheiter.

Wenn du ein besseres Ergebnis wünschst, solltest du herausfinden, was du im Prozess ändern musst (siehe Fettfleck-Hähnchen-Fiasko).

  1. Schritt: Protokolliere deine Fehlschläge.
  2. Schritt: Ordne sie in Kategorien ein.
  3. Schritt: Finde heraus, welche Einsichten daraus eine Verbesserung ermöglichen. 

Protokolliere deine Fehlschläge

Zur Übung: Lass einige deiner Fauxpas Revue passieren. Ob du eine Hitliste der zehn größten Fehlschläge deiner Karriere erstellst oder die kleinen und großen Schlamassel der vergangenen vier Wochen sammelst – das bleibt ganz dir und deinem Gedächtnis überlassen.

Am besten, du benutzt Post-its, die du an die Wand klebst, wenn niemand zusieht. In diesem Beispiel habe ich typische Rückschläge aus dem Jobumfeld gesammelt. Die Übung funktioniert aber auch mit privaten „Fehlern“.

Ordne die Fehlschläge in Kategorien ein

In unseren Workshops zu diesem Thema haben sich drei Kategorien als ausreichend gezeigt:

  • Das habe ich verbockt.
  • Das ist meine Schwäche.
  • Das kann ich besser.

Ordne jetzt die Post-its in diese drei Kategorien ein.

Hinweis: Möglicherweise würdest du die Post-its aus dem Beispiel für dich persönlich anders anordnen. 

Das habe ich verbockt.

In diese Kategorie fallen Fehler, die ärgerlich sind, dir aber nur selten unterlaufen. Das heißt: Normalerweise wäre dir das nicht passiert. Das weißt du und deshalb gilt hier das Prinzip: Eingestehen, dass du es verbockt hast und retten, was zu retten ist.

Das ist meine Schwäche.

Das sind Fehler, die dir immer wieder passieren. Fehler, die dich schon lange begleiten, und du hast schon oft versucht, etwas dagegen zu tun. Schau genau hin, ob diese Schwächen Teil deines Wesens sind. Dann bleibt oft nur der Weg des Vermeidens der Situationen, die dich in die Bredouille bringen, oder das Leben mit ihnen. Eventuell lassen sich diese Schwächen auch durch mehr Disziplin, Struktur oder (technische) Hilfsmittel ausgleichen.

Das kann ich besser.

Hier liegen die Chancen für Wachstum, Weiterentwicklung, Optimierung. Denn hier sammeln sich die Fehlschläge, die du nicht noch einmal erleben willst. Die, bei denen du herausfinden willst, woran es lag und bei denen du weißt, dass es besser klappen kann/soll/muss.

Wenn es Fehlschläge gibt, auf die du Energie und Grübelei verwenden solltest, dann stehen sie hier.

Für Selbstvorwürfe ist allerdings auch hier kein Platz. Wichtiger ist der Blick auf das, was der entscheidende Faktor war, der zu diesem Fehlschlag geführt hat. Was könnte künftig der Erfolgs-Faktor sein, der das Blatt wendet?

Raus mit der Sprache!

Fehler werden meistens erst so richtig quälend unangenehm, wenn andere sie mitbekommen. Und das lässt sich kaum vermeiden, denn immer möchte jemand die Ergebnisse unseres Tuns sehen.

Wenn wir unsere Rückschläge mit dem oben beschriebenen Tool analysiert haben, stellt sich in der Regel das Gefühl ein, ihnen nicht ausgeliefert zu sein. Wie so oft gilt: „Wenn ich die Landkarte kenne, finde ich auch einen Weg.“

Das spiegelt sich auch sofort in unserer Haltung und Kommunikation wider. Ja, der Fehler ist passiert, aber du bringst auch schon die Lösung mit, kannst besser einschätzen, wie er korrigiert werden kann, wann die Sache erledigt ist, ob es sogar vielleicht noch eine bessere Lösung gibt als bislang geglaubt.

Ganz sicher wirst du weiterhin Fehler machen. Versprochen! Freu dich auf deine Fehler, denn – sofern sie ordentlich analysiert wurden – stärken sie dich auf lange Sicht.

 

Barbara Stromberg ist ausgebildete Redakteurin, zertifizierte Werbetexterin und Workshopperin.

In der Regel schreibt sie als Ghostwriterin Texte, die Unternehmen weiternutzen, zum Beispiel als Webtexte, als Blogbeiträge oder Fachartikel. -> www.textorama.de

Mit ihrem zweiten Standbein als Workshopperin hat sie 2020 mit Helga Miegel eine agile Beratungsagentur eröffnet, die Unternehmen dabei unterstützt, schneller und besser zu entscheiden. -> www.ellys-ocean.de

Auf dem Portal „Schreiben als Beruf“ verbindet sie die Welten von Text und Unternehmensberatung so gut es geht. -> www.schreiben-als-beruf.de

 

 

Carola Kleinschmidt
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